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10.09.2021

Warum bei Aergera Giffers diese Saison alles besser wird

Mit Richard Kaeser als neuem Trainer startet Aergera Giffers in die NLB-Meisterschaft. Mit der wiedergewonnenen Mentalität eines ambitionierten Leistungsteams wollen die Senslerinnen an den Erfolg vergangener Zeiten anknüpfen.

 

Seit dem Abstieg aus der NLA im Jahr 2019 tut sich Aergera Giffers schwer, in der neuen Liga anzukommen. In der zweithöchsten Spielklasse überwiegt die Anzahl der Niederlagen jene der Siege klar. Nicht zuletzt deshalb hat der Verein im März 2021 auf der Trainerposition einen Wechsel vorgenommen und Richard Kaeser als Nachfolger von Christoph Zingg engagiert. Der 43-Jährige, der davor acht Jahre bei Floorball Freiburg an der Seitenlinie gestanden und das Männerteam in die NLB geführt hatte, soll bei den Senslerinnen wieder jene Winner-Mentalität implementieren, die sie 2014 in die NLA gebracht hatte

 

Lange Vorbereitung

Als Kaeser sein neues Team übernahm, steckte es noch in der Corona-Zwangspause. Ein Umstand, der dem neuen Trainer die Aufgabe zusätzlich erschwert hat – könnte man meinen. Doch Kaeser winkt ab: «Für mich war es ideal. Normalerweise beginnt das Aufbautraining für die neue Saison Ende Mai. Weil die letzte Meisterschaft aber abgebrochen worden war, konnten wir bereits im April, sobald Trainings und Wettkämpfe wieder erlaubt waren, mit dem Unihockey anfangen.»

Kaeser profitierte nicht nur von einer längeren Vorbereitungszeit, sondern er fand auch ein «extrem motiviertes» Team vor. «Die Spielerinnen waren nach der langen Zwangspause voller Tatendrang und lernbegierig.» Seit beinahe fünf Monaten bereitet sich Aergera auf die Saison vor, hat auch im Sommer durchtrainiert. «Allerdings waren wir über längere Zeit nicht komplett, weil immer wieder Spielerinnen in den Ferien waren», sagt Kaeser. «Aber das ist in Ordnung. Die NLB ist Amateur-Niveau, da kann man dem Team nicht die Ferienzeit vorschreiben.»

 

Die Sache mit der Chancenauswertung

Dennoch ist Kaeser mit der Vorbereitung zufrieden. «Die Testpartien sind gut verlaufen, und die beiden Cup-Spiele haben wir souverän gewonnen.» 13:2 und 12:2 hat sich Giffers durchgesetzt, wenn auch gegen unterklassige Gegner. Dennoch: 25 Treffer in zwei Spielen – es macht den Anschein, als hätten die Senslerinnen ihre regelmässig auftretenden Ladehemmungen vor dem gegnerischen Tor überwunden. «Das Thema Chancenauswertung war das erste, das man mir als neuem Trainer ans Herz gelegt hat», erzählt Kaeser mit einem Lachen. «Die offensiven Probleme waren mir schon aufgefallen, bevor ich zu Aergera kam.»

Er habe die mangelnde Chancenauswertung im Training aber nicht direkt thematisiert. «Ich habe den Spielerinnen vermittelt, dass sie sich bei jedem Schuss so konzentrieren müssen, als wäre es die matchentscheidende Aktion. Nur wenn der Ball aufs Tor geht, ist es ein guter Abschluss, egal ob im Training oder beim Einschiessen des Goalies. Der Ball muss aufs Tor.» Damit das gelinge, müsse schon das Zuspiel präzise auf die Vorhand kommen. «Wir haben viel Zeit in unseren Abschluss investiert, und ich glaube, wir sind auf gutem Weg. Wirklich einschätzen kann ich es aber nicht, weil ich die Liga nicht kenne.»

 

Unerfahrenheit als Schwäche

Kaeser hat durchaus Erfahrung mit Frauen-Unihockey, vor gut 15 Jahren hat er in der 1. Liga das Kleinfeld-Team von Flamatt-Sense betreut. «Grosse Unterschiede zwischen Männer- und Frauen-Unihockey gibt es eh nicht», sagt er. Mit der NLB der Frauen war er allerdings noch nicht in Berührung gekommen. «Meine Unerfahrenheit ist momentan unsere grösste Schwäche. Als Trainer von Freiburg habe ich die NLB-Teams in- und auswendig gekannt, ich wusste, gegen wen man wie spielen musste. Unsere jetzige Konkurrenz kenne ich nicht, deshalb kann ich mein Team nicht so akribisch auf den Match vorbereiten, wie ich es möchte.»

Als Neuling fällt es Kaeser auch schwer, eine Saisonprognose abzugeben. «Die Playoffs sind das Ziel. Genauso wichtig wie das Resultat an sich ist aber das ganze Drumherum», stellt er klar. «Wir wollen wieder ein ambitioniertes Leistungsteam sein und müssen dafür sorgen, dass man dies bei unseren Auftritten auch merkt. Man darf verlieren, man muss dabei auf dem Platz aber ein positives Bild abgeben.»

 

Hoffnungsvolle Junge

Mit den Abgängen von Aergera-Urgestein Adrienne Wieland und Valentina Dazio hat Giffers sicher an Qualität verloren. Die Frage ist, ob dieser Verlust mit den Zuzügen von fünf U21-Spielerinnen wettgemacht werden konnte. «Ich denke schon», ist Richard Kaeser optimistisch. Die von Kirchberg und BEO verpflichteten Juniorinnen seien «extrem interessante» Spielerinnen. «Sie haben alle auf U21-A-Level gespielt. Bei den Frauen ist der Niveauunterschied zwischen U21 A und NLB kleiner als bei den Männern, da wird die fehlende Erfahrung nicht ins Gewicht fallen.»

Das Kader weist einen Altersdurchschnitt von 24 Jahren aus, mit einem gesunden Mix aus Jugend und Erfahrung. Guttun dürfte Ärgera auch die hinzugewonnene Breite im Kader. Diesbezüglich war das Team in den letzten Jahren immer etwas knapp aufgestellt. Für den neuen Trainer ist aber auch klar, dass einige seiner Spielerinnen nun den nächsten Schritt machen müssen. «Spielerinnen, die schon länger dabei sind und zum Teil auch schon NLA-Luft geschnuppert haben, müssen Verantwortung übernehmen», fordert Kaeser. «Nach zwei Jahren in der NLB ist es Zeit, in der Liga Fuss zu fassen und die PS auf den Boden zu bringen.»

 

Schwieriger Auftakt

Wie viel PS der neue Aergera-Motor hervorbringt, wird sich erstmals am Samstag im Heimspiel gegen Waldkirch-St. Gallen zeigen. «WaSa ist ein starker Gegner, das wird eine echte Standortbestimmung für uns», meint Kaeser. «Aber es ist wohl einfacher, gegen einen solchen Gegner zu beginnen als gegen ein Team, das man unbedingt schlagen muss.»

Michel Spicher, Freiburger Nachrichten vom 10. September 2021.


Aergera Giffers Kader der Saison 2021/22


Torhüterinnen: Anabel Bühler (Jahrgang 1991), Sarah Peter-Berger (91).

Verteidigerinnen:
Rachele Berti-Godel (86), Carole Bertschy (96), Livia Gross (95), Lea Jungo (01/U21), Mona Jungo (02), Stefanie Lüthi (92), Laura Raetzo (00/neu, U21 BEO), Selina Ulrich (02/neu, U21), Laura Wyss (00/neu, U21 BEO).

Stürmerinnen:
Vanessa Aebischer (04/neu U21 BEO), Fabienne Aeschbacher (92), Lea Bertolotti (87), Alyssa Buri (03), Fanny Ecoffey (98), Pascale Huber (98), Sandrine Jelk (02), Angela Kohler (97), Jana Kolly (99), Jana Schmutz (97), Nadja Schüpbach (99), Camille Thiébaud (96), Anja Schmid (00/neu U21 Burgdorf), Julia Zaugg (99/neu, BEO).

Abgänge:
Valentina Dazio (Auslandjahr), Naika Lanz (La Chaux-de-Fonds), Ylana Meyer (La Chaux-de-Fonds), Priska Reusser (Pause), Adrienne Wieland (Rücktritt), Christophe Zingg (Trainer; Bern Capitals Junioren U21).


Die erste Runde der NLB (Samstag):

Basel Regio – Visper Lions 14.00
Hot Chilis Rümlang – Yverdon 16.00
Zäziwil – Appenzell 19.30
Ärgera Giffers – Waldkirch-St. Gallen 20.00
Nesslau Sharks – Uri 20.00