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01.02.2022Playoff-Doppelrunde

Aergera Giffers mit einem guten Gefühl und viel Selbstvertrauen

Aergera Giffers ist mit zwei Siegen in die NLB-Playoffs gegen Lejon Zäziwil gestartet. Ein starkes Boxplay, eine gute Chancenauswertung, eine geduldige Spielweise und ganz viel Selbstvertrauen waren die grossen Pluspunkte der Senslerinnen.

«Ich habe mich am Montagmorgen auch schon schlechter gefühlt», sagte Aegera-Trainer Richard Kaeser und lachte. Der Coach hatte allen Grund, gut gelaunt zu sein: Sein Team hatte am Wochenende in den Playoff-Viertelfinals gegen Zäziwil gleich zwei Siege gefeiert. Am Samstag gewannen die Senslerinnen das erste Duell der «Best-of-5»-Serie zu Hause mit 6:3, tags darauf doppelten sie in Konolfingen mit 4:2 nach. «Was die Siege noch schöner macht: Mit Fanny Ecoffey fehlte Corona-bedingt unsere beste Torschützin», sagte Kaeser. «Nadja Schüpbach hat aber gezeigt, dass sie jederzeit fähig ist, in die Lücke zu springen und dafür zu sorgen, dass die Linie harmoniert.» Und weil die Last des Toreschiessens bei Aergera in dieser Saison auf deutlich mehr Schultern verteilt ist als auch schon, konnte das Team selbst den Ausfall seiner Topskorerin problemlos wegstecken. Fabienne Aeschbacher bewies mit je zwei Toren einmal mehr ihre offensiven Qualitäten, und auch Alyssa Buri tat sich am Wochenende als Dreifachtorschützin hervor.

Aergeras Game-Plan funktioniert

Giffers und Zäziwil lieferten sich am Samstagabend ein untypisches Playoff-Startspiel. Beide Teams verzichteten auf vorsichtiges Abtasten und taktisches Geplänkel und sorgten stattdessen mit einer sehr offensiven Einstellung für einen torreichen Beginn. Zweimal legte Aergera vor (3. und 8. Minute), zweimal fiel aber postwendend der Ausgleich (3./9.). «Es war nicht das erste Mal, dass wir solche schnellen Ausgleichstore kassiert haben», ärgerte sich Kaeser. «Wir dürfen in der Euphorie unserer Torerfolge nicht die Konzentration verlieren und uns übertölpeln lassen.» In der 14. Minute kassierte Giffers noch das 2:3 und musste folglich mit einem unnötigen Rückstand in die erste Pause. Unnötig deshalb, weil die Einheimischen sehr bestimmt und sehr ballsicher auftraten und die Partie eigentlich im Griff hatten.

«Trotz des Rückstandes gab es keinen Grund, unseren Game-Plan zu ändern», sagte Kaeser. «Wir hatten unsere Angriffsauslösungen klar definiert, und sie funktionierten.» Wie gut sie funktionierten, zeigte sich dann im zweiten Drittel, als Aergera mit einem Doppelschlag zur Spielhälfte (29./31.) das Spiel kehrte. Mit zwei weiteren Treffern im letzten Abschnitt (48./60.) brachte Giffers den Sieg endgültig ins Trockene. «Wir haben uns auch nicht von unserer anfänglichen Nervosität aus dem Konzept bringen lassen und eine sehr gute Leistung über alle drei Linien hinweg gezeigt», sah Team-Captain Lea Bertolotti die Gründe für den Sieg.

Nicht alles beginnt bei null

Der samstägliche Erfolg war bereits der zweite innerhalb von zehn Tagen gegen die kampfstarken Emmentalerinnen. «Wir sind am Sonntag mit einem entsprechend guten Gefühl angetreten», erklärte Richard Kaeser. «Es heisst immer, jedes Spiel beginnt bei null, aber das sehe ich ein bisschen anders. Resultatmässig mag das zwar stimmen, psychologisch aber nicht. Ich habe den Spielerinnen gesagt, dass sie das gute Gefühl und das Selbstvertrauen mitnehmen sollen.»

Die Freiburgerinnen befolgten den Rat des Trainers, zeigten sich erneut von Anfang an präsent und liessen den Ball gut durch die eigenen Reihen laufen. Zäziwil versuchte mit körperbetontem Spiel dagegenzuhalten, übertrieb es dabei aber ein bisschen. So konnte Aergera bereits nach zwei Minuten in Überzahl agieren und sich einige Torchancen erarbeiten. Der längst fällige Führungstreffer fiel aber erst in der 6. Minute durch Fabienne Aeschbacher.

Starkes Boxplay

Ein dummer Ballverlust ermöglichte Zäziwil gut zehn Minuten später den Ausgleich. «Vor vier, fünf Monaten hätten wir uns durch einen solchen Gegentreffer total verunsichern lassen. Momentan ist das Team aber so voller Selbstvertrauen, dass es diesen Rückschlag problemlos weggesteckt hat», freute sich Kaeser. Die Giffersnerinnen blieben geduldig, kontrollierten auf beiden Seiten den Slot und erzielten durch Aeschbacher das 2:1 (17.).

Nach je einem Treffer auf beiden Seiten im Mitteldrittel sorgte Verteidigerin Lea Jungo kurz nach Beginn des letzten Anschnitts für die Entscheidung zugunsten von Aergera. Dass es beim 4:2 blieb, lag nicht zuletzt am starken Boxplay der kämpferischen Senslerinnen, die vier Unterzahlsituationen schadlos überstanden – zwei davon, als Zäziwil im letzten Drittel vermehrt Druck machte und vehement den Torerfolg suchte. «Weil wir nichts an der Linienkonstellation ändern mussten, hatten wir auch am Schluss die nötige Energie, um dem Druck von Zäzi standzuhalten», meinte Team-Captain Bertolotti.

Kleine Pause vor dem ersten Matchball

In der Viertelfinal-Serie führt Aergera nun 2:0 und hat beim nächsten Spiel einen ersten Matchball. Das nächste Duell findet allerdings erst in acht Tagen (Dienstag, 8. Februar) in Giffers statt. «Wenn man so einen Lauf hat, würde man am liebsten gleich wieder spielen», sagte Richard Kaeser mit einem Schmunzeln. «Allerdings wird uns die kleine Pause guttun. Es war ein intensives Wochenende. Zudem können wir uns Zeit nehmen, das nächste Spiel gut vorzubereiten und unser gutes Gefühl beizubehalten.»

Michel Spicher, Freiburger Nachrichten vom 1. Februar 2022.