Es war ein bittersüsser Abend für Aergera Giffers. Mit einer fulminanten Aufholjagd rettete sich das Team von Richard Kaeser in die Verlängerung und ins Penaltyschiessen. Dort mussten sich die Senslerinnen dann aber geschlagen geben.
Wie ein sensationeller Schlusssprint funktioniert, hat Aergera Giffers am Samstagabend gezeigt: Als sich die nächste Niederlage bereits anbahnte, gelang es den Giffersnerinnen in letzter Sekunde, die Partie gegen Piranha Chur herumzureissen und eine Verlängerung zu erzwingen. Da diese torlos endete und sich das Team von Richard Kaeser im anschliessenden Penaltyschiessen geschlagen geben musste, schafften es die Giffersnerinnen um Haaresbreite nicht, den zweiten Sieg zu verbuchen. Trotzdem ergatterten sie damit endlich den langersehnten nächsten Punkt in der höchsten Schweizer Liga.
Am Anfang sah es noch nicht so rosig aus. Die Favoritinnen aus Chur wurden ihrer Rolle gerecht und rissen das Spieldiktat schnell an sich. Sie zwangen den Giffersnerinnen ein hohes Tempo auf, das vor allem zu Beginn der Partie viele Fehler provozierte. Dementsprechend jubelten die Churerinnen kurz vor der ersten Drittelspause zum ersten Mal.
Das Spiel verlief aber auf Augenhöhe, hatte doch auch Aergera Giffers immer wieder gute Chancen. Sowohl im ersten wie auch im zweiten Drittel hatte schon mancher Aergera-Fan die Hände fast in der Luft, die Giffersnerinnen scheiterten aber immer wieder vor dem gegnerischen Tor. Stattdessen gelang es Rahel Wyss, mit hartnäckigem Nachsetzen den Churer Vorsprung noch weiter auszubauen.
Auch im dritten Drittel sah der Spielverlauf zu Beginn noch kaum anders aus. Eine Unsauberkeit in den Reihen von Aergera Giffers wurde von den Churerinnen eiskalt ausgenutzt, es stand 0:3. Doch wer die Partie schon abgeschrieben hatte, hatte dieses Mal die Rechnung ohne Aergera Giffers gemacht.
Vier Minuten vor Schluss drehten die Giffersnerinnen noch einmal richtig auf. Den Anfang machte Lea Bertolotti, die von Jana Kolly wunderschön bedient wurde und die Giffersnerinnen erlöste. Die Verteidigerin Livia Gross doppelte nur zwei Spielminuten später nach und liess den Churerinnen mit einem gekonnten Laufspiel keine Chance.
Plötzlich war Aergera wieder im Spiel, viel mehr Energie kam aufs Spielfeld und dementsprechend auch auf die Tribüne. Eine Minute vor Schluss nahm Headcoach Richard Kaeser sein Timeout, um letzte Kräfte zu mobilisieren, und die Rechnung ging voll und ganz auf. Sage und schreibe zwei Sekunden vor Schluss versenkte Topskorerin Alyssa Buri einen schönen Querpass von Samira Inglin und glich aus.
Die Halle tobte, und die Energie von Aergera Giffers war zurück. Obwohl der Kampfgeist in der Verlängerung erst so richtig zu erwachen schien, wurden die Giffersnerinnen nicht belohnt. Was folgte, war eine Zitterpartie vom Feinsten. Auch das Penaltyschiessen verlief Kopf an Kopf und wurde erst beim letzten von je fünf Penaltys entschieden.
Obwohl die Partie schlussendlich zugunsten von Piranha Chur ausging, wurde in Giffers der eine Punkt gefeiert wie ein Sieg. Zu Recht, wie die Torhüterin und Bestplayerin Noemi Jöhr findet. «Ich glaube, dieser Punkt war sowohl für uns als auch für die Fans megawichtig.» Nach so einer langen harten Phase fühle sich der eine Punkt schon auch ein bisschen an wie ein Sieg, sagte sie.
Auch der zweite Punkt wäre Jöhrs Meinung nach noch dringelegen. «Im Penaltyschiessen hat man dann aber einfach ihre Qualitäten gesehen.» Trotzdem war die Torhüterin mit dem Spielverlauf sehr zufrieden, vor allem mit dem letzten Drittel. «Dass wir die Partie am Schluss drehen konnten, hat uns viel Selbstvertrauen gegeben, und das ist vor allem nach den letzten paar Wochen sehr wichtig», so Jöhr.
Bericht Lena Brügger, Freiburger Nachrichten vom 14. November 2023.
UH Aergera Giffers – Piranha Chur 3:4 n.P. (0:1, 0:1, 3:1)
Damen L-UPL. Samstag – Sporthalle Giffers – Tentlingen. 255 Zuschauer. – SR: Zuber / Cretton. Tore: 19. Weis (Jakob) 0:1. 30. Wyss (Capatt) 0:2. 50. Schneller (Moser) 0:3. 56. Bertolotti (Ja. Kolly) 1:3. 58. Gross (Inglin) 2:3. 60. Buri (Inglin) 3:3. Strafen: 1-mal 2 Minuten gegen Piranha Chur.
Aergera Giffers: Jöhr; Ju. Kolly, Ulrich; Huber, L. Jungo; Gross, Schmid; Inglin, Haussener, Schüpbach; Ja. Kolly, Kohler, Burri; Stegmaier, Bertolotti, Houriet; Raetzo.
Piranha Chur: Münger; Weis, Jakob; Joos, Rensch; Stieger, Gansner; Niggli, Capatt, Wyss; Moser, Berger, Schneller; Keel, Hansson, Güttinger.
Prime League. Die Rangliste: 1. Emmental Zollbrück 8/19. 2. Zug 6/18. 3. Kloten-Dietlikon 7/16. 4. Piranha Chur 7/13. 5. Red Ants Winterthur 8/11. 6. Laupen ZH 8/10. 7. Berner Oberland 8/9. 8. Bern-Burgdorf 8/7. 9. Dürnten-Bubikon-Rüti 7/5. 10. Aergera Giffers 7/3.