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04.06.2019Es braucht Geduld

Es braucht Geduld

Nach fünf Jahren in der NLA spielt Ärgera Giffers nächste Saison eine Liga tiefer. Wie häufig im Falle einer Relegation geht auch dieser Abstieg an den Hauptprotagonisten nicht spurlos vorbei. Ein Neuanfang steht bevor.
 

Als Folge des Abstiegs in die NLB hat sich bei Ärgera Giffers in den letzten Wochen einiges verändert. So hat Jan Jungo, der das Sensler Frauenteam die letzten zehn Jahre gecoacht und seinerzeit in die NLA geführt hatte, seinen Trainerposten abgegeben. Ausschlaggebend waren aber nicht in erster Linie sportliche Gründe – der Club hätte gerne mit seinem Headcoach weitergearbeitet und hat ihm auch einen entsprechenden Vertrag unterbreitet. «Für mich waren private und berufliche Überlegungen ausschlaggebend», erklärt Jungo. «Der zeitliche Aufwand als Trainer ist gross, bei Doppelrunden ist man das ganze Wochenende nicht zu Hause. Zudem muss ich samstags arbeiten.» Lange sei das kein Problem gewesen, inzwischen habe sich seine familiäre Situation aber verändert. «Vor einem Jahr bin ich zum zweiten Mal Vater geworden. Mein älterer Sohn ist inzwischen vierjährig und er fragt immer öfter, warum sein Papa schon wieder weg ist. Die Quality-Family-Time ist definitiv zu kurz gekommen. Deshalb habe ich mich entschlossen, als Trainer aufzuhören, auch wenn mir der Entscheid schwergefallen ist.»

Christoph Zingg wird Trainer

Jungos Nachfolger wird Christoph Zingg. Der 48-jährige Berner stösst mit einem prall gefüllten Rucksack zu Ärgera Giffers. In seiner Karriere als Trainer hat er bereits auf verschiedenen Stufen Erfahrung sammeln können. Zuletzt war er zweieinhalb Jahre als Cheftrainer beim NLB-Frauenteam der Lejons Zäziwil tätig, ehe ihn der Verein Ende Oktober 2018 von seinen Pflichten entbunden hat. Daraufhin verstärkte Zingg beim NLB-Männerteam des UHC Grünenmatt den Trainerstaff bis zum Saisonende. Nun wird er Headcoach in Giffers. «Nach zehn Jahren mit mir als Trainer ist es gut, dass eine neue Stimme in den Club kommt», sagt Jan Jungo, der bei Ärgera Giffers künftig die Funktion des Sportchefs ausübt. «Neue Ideen, eine andere Spielphilosophie, ein neues System, das wird dem Team guttun.»

Zusammen mit dem neuen Headcoach erhält Ärgera auch einen neuen Trainerassistenten. Yvan Cuennet war mehrere Jahre bei Swiss Unihockey als Regionalvertreter für die Schweizer Nachwuchsmannschaften engagiert und kümmert sich beim Verband seit dieser Saison um das U15-Team Wallis und die U13 Waadt. Zudem arbeitet Cuennet auch beim Staff des belgischen ­Frauen-Unihockeyteams. Als Sport- und Mentalcoach ist der 48-Jährige auch im Ausdauersport zu Hause und betreut verschiedenste Athleten. Bei Ärgera wird er denn neben seiner Aufgabe als Assistent auch als Konditionstrainer walten. Er wird zudem die Sommertrainings leiten und dafür sorgen, dass die Spielerinnen die nötige Fitness erlangen.

«Mit den beiden Trainerverpflichtungen ist uns ein Glücksgriff gelungen», freut sich Clubpräsident Heino Dietrich. «Dass Christoph die NLB gut kennt, ist ein Vorteil. Die Voraussetzungen sind bestens für einen erfolgreichen Neuanfang. Ob und wie sich unsere etablierten Spielerinnen auf diesen Neuanfang einlassen, wird sich zeigen. Aber zumindest beim Kickoff am letzten Mittwoch sind die neuen Ideen des Trainergespanns gut aufgenommen worden.»

Gewichtige Abgänge

Neben den Änderungen an der Seitenlinie gibt es bei Giffers auch Mutationen im Kader. Mit den Abgängen von Christel Köstinger (zu BEO), Eliane Ganz (Burgdorf), Melanie Stump (Zäziwil), Jana Kolly (BEO), Nadine Dietrich (Rücktritt) und Topskorerin Fabienne Walther (BEO) hat Ärgera einige Teamstützen und zahlreiche Skorerpunkte verloren. Zudem hat vor zehn Tagen Goalie Daniela Liechti dem Verein überraschend mitgeteilt, dass sie nach Zug wechselt.

Mit Fabienne Aeschbacher und Manuela Schüpbach ist es dem Sportchef gelungen, zumindest zwei ehemalige NLB-Spielerinnen zu verpflichten. Das Hauptproblem bleibt aber bestehen: Angesichts der grossen (Berner) Konkurrenz in unmittelbarer Nähe ist es für Ärgera schwierig, auswärtige Spielerinnen zu rekrutieren. Nicht zuletzt aus diesem Grund will der Absteiger in Zukunft vermehrt auf den eigenen Nachwuchs setzen. «Wir haben einige U21-Spielerinnen im Förderkader, die schon letzte Saison in der NLA zum Einsatz gekommen sind», sagt Jungo. «Sie haben das Potenzial, eines Tages oben mitzuspielen, brauchen aber noch Zeit.»

Stand heute stehen 17 Feldspielerinnen, davon fünf U21-Juniorinnen, im Kader der Senslerinnen. «Priorität in den nächsten Tagen hat die Suche nach einer Goalie», sagt Jungo. «Wir sind noch in Gesprächen mit drei, vier auswärtigen Spielerinnen, die wir hoffen zu uns holen zu können.»

Sofortiger Wiederaufstieg ist kein Ziel

Für Präsident Dietrich ist klar, dass sein Team nach den vielen Änderungen Zeit brauchen wird. «Bis das neue Spielsystem greift und das Team eingespielt ist, braucht es Geduld. Der direkte Wiederaufstieg ist kein Muss. Sollten wir es wider Erwarten in den Playoff-Final schaffen, würden wir uns nicht zurückziehen, aber es hat keine Priorität. Bevor wir aufsteigen, wollen wir ein kompetitives Team aufbauen.»

Bericht Freiburger Nachrichten vom 04.06.2019

(Yvan Cuennet, Christoph Zingg)